Technik zur Kalten Nahwärme wurde vor Zeitplan fertiggestellt
Am Neubaugebiet „Am Sonnenbach“ in Selters wurde Richtfest gefeiert und das Kalte Nahwärmenetz symbolisch in Betrieb genommen. Noch stehen keine Häuser und die Straßen sind noch nicht befahrbar, aber unter der Erde hat sich vieles getan. 650 Meter Schmutzwasserkanal, 200 Meter Regenwasserkanal, 735 Meter Wasserversorgungsleitungen und 2.000 Meter Leitungen für die kalte Nahwärme wurden im Boden verlegt und mit 56 Hausanschlüssen verbunden. In 34 Bohrungen mit einer Tiefe von je 130 Metern wurden Wärmesonden eingebracht. Ein unterirdisches Regenrückhaltebecken fasst 225 und ein oberirdisches Becken 135 Kubikmeter Wasser.
Stadtbürgermeister Rolf Jung war voll des Lobes für die ausführenden Firmen und die Planer: „Planen und auf Behördenbescheide warten ist das eine, aber trotz Regenzeiten und viel Wasser innerhalb von 10 Monaten eine solch umfangreiche Arbeit umzusetzen ist das andere“. Jung dankte allen Beteiligten, den ambitionierten Zeitplan eingehalten zu haben. Ein wichtiges Etappenziel sei mit der Fertigstellung des Nahwärmenetzes erreicht. Planer Dr. Thomas Siekmann gab zu: „Vor einem Jahr habe ich manchmal gezittert, ob der Zeitplan zu schaffen ist, aber dank der Firmen WWB-Tiefbau, Noll, Jonas und Neuroth hat alles gut funktioniert.“ Das musste es auch, denn für das Fließen der europäischen Fördergelder galt der Oktober als Fertigstellungsfrist.
Dieses Nahwärmenetz ist wohl das innovativste am Selterser Neubaugebiet. Hier werden alle Haushalte verpflichtend an ein Versorgungsnetz angeschlossen, dass von den Verbandsgemeindewerken betrieben wird. Pumpen fördern eine Sole aus 130 Metern Tiefe zur Wärmegewinnung in die Haushalte. Die gesamte Energiezentrale dazu passt in eine Fertiggarage. Aber auch das viele Grün, Baumrigolen, die Wasser speichern können, ein Biotop, ein Bachlauf, der auch zum Spielen geeignet ist, Flächen, die Überhitzung vermeiden und die Anpassung an Starkregen macht das Neubaugebiet besonders. „Es gibt derzeit in Rheinland-Pfalz kein Neubaugebiet mit einem derart hohen Anspruch an die Nachhaltigkeit“, sagte Sebastian von Bredow vom Planungsbüro Stadt-Land-plus GmbH, „viele Kommunen schauen neidisch auf Selters.“
20 Bauplätze sind bereits reserviert, die Kaufverträge werden Anfang 2024 geschlossen. Einen der Plätze hat sich Familie Kühl gesichert. Seit 19 Jahren leben sie in Selters. Ihren Alterssitz möchten sie hier bauen, weil Selters das Potential zur Entwicklung habe, sich vom Schuhladen bis zum Baumarkt alles vor Ort befände und weil man sich mit der Zukunftswerkstatt den Fragen der Zeit gestellt habe, sagte Klaus Kühl. Ihm war es auch wichtig, dass die Kalte Nahwärme von den Verbandsgemeindewerken betrieben wird und nicht von einem gewinnorientierten Unternehmen. Klaus Kühl nennt es sogar „ein familiäres Technikkonzept“, und er ergänzt: „wir haben ein gutes Gewissen beim Hausbau“.
Auch Familie Cakmak will ein Haus bauen. Zwei Generationen sollen darin Platz finden. Seit über 50 Jahren leben und arbeiten sie in Selters und schätzen, dass Ärzte und ein Krankenhaus vor Ort sind und die A3 schnell erreicht ist. Atilla Cakmak lobte die Informationspolitik der Stadt Selters „Die Infoabende zum Neubaugebiet haben uns alles sehr gut erklärt und davon überzeugt, dass diese Art der Heizung die beste ist“.