Klaäranlage Selters 2013

Kalte Nahwärme

Mit Wirkung vom 14.12.2022 haben die Verbandsgemeindewerke ein neues Aufgabenfeld übernommen, nämlich den Betrieb von sogenannten Kalten Nahwärmenetzen. Hierzu wurde ein eigenständiger Betriebszweig innerhalb des Eigenbetriebes Verbandsgemeindewerke gebildet.

 

Ausgangspunkt der Überlegungen war die Frage: Ist eine gemeinschaftliche Wärmeversorgung klimafreundlicher und wirtschaftlicher als eine individuelle? Dieser Frage hat der Selterser Stadtrat gestellt, weil ihm ein möglichst nachhaltiges Energiekonzept für das Neubaugebiet wichtig ist. Um herauszufinden, welches Energiekonzept unter technischen, wirtschaftlichen und ökologischen Gesichtspunkten am sinnvollsten ist, vergleicht man mit heute üblichen Formen der Energieversorgung. Dabei nimmt der Anteil an Wärmepumpen bei neuen Wohngebäuden seit 2017 stetig zu.


Anteil Wärmepumpen in Deutschland 2017-2021


Da für ein Wohnhaus wenig Heizwärme gebraucht wird, nutzt man meist Außenluft als Wärmequelle für die Wärmepumpe. Außenluft ist aber inneffizienter als die meist 100 Meter tiefen Erdwärmebohrungen im eigenen Garten, die aber oft deutlich teurer sind und sich bei Gebäuden mit niedrigem Energieverbrauch nicht immer rechnen.

 

Eine Wärmequelle mit höherem Temperaturniveau, wie bei einer Erdwärmelösung ist zu bevorzugen. Eine Wärmepumpe erhöht die Temperatur der von der Quelle aufgenommenen Wärme unter Verbrauch von Strom, beispielsweise auf die benötigte Temperatur für die Raumheizung oder die Warmwasserbereitung. Je wärmer die Quelle ist, desto weniger Strom ist nötig. Die Temperatur der Außenluft schwankt erheblich, und sie ist besonders in der Heizperiode deutlich kälter als das Erdreich. Dort herrscht über das Jahr hinweg eine konstante Temperatur von rund 10 °C. Diese Temperaturen sind für die Beheizung mit einer Wärmepumpe und für die passive Kühlung von Wohnhäusern hervorragend geeignet.

 

Deshalb hat man sich für das Neubaugebiet „Am Sonnenbach“ in Selters für ein geothermisches „kaltes“ Nahwärmenetz entschieden. Erdwärmesonden werden an der Bachaue und unter dem Spielplatz gebohrt und fördern die Wärme. Diese wird in einem Rohrleitungnetz unter der Straße verteilt. Dabei entzieht das Wärmenetz auch auf der Strecke zu den einzelnen Gebäuden weitere Wärme aus dem Erdreich. Die Bauleuteschließen mit ihren eigenen Wärmepumpen das Gebäude über einen Hausanschluss an das kalte Wärmenetz an. Erdwärmesondenfelder und das Netz stellen somit eine effiziente Wärmequelle für die Wärmepumpen der Bauleute dar.

 

Kühlung im Sommer möglich

 

Die „gute Wärmequelle“ des kalten Nahwärmenetzes kann noch mehr: Da das Erdreich im Sommer kälter als unsere gewünschten Raumtemperaturen ist, kann den

Gebäuden über die Fußbodenheizungen ein Teil der sommerlichen Hitze entzogen und im Erdwärmesondenfeld „saisonal“ zwischengespeichert werden. Es findet also quasi ein Wärmerecycling statt: Die Wärme, die im Sommer aus den Gebäuden gezogen wird, erwärmt das Erdreich. Dadurch liegen im Winter höhere Starttemperaturen vor. Das erhöht die Effizienz und führt zu einem geringeren Stromverbrauch beim Heizen. Bei der sommerlichen „passiven“ Kühlung fällt kein nennenswerter Stromverbrauch an. Sommerliches Kühlen ist angenehm, lohnt sich für den Klimaschutz und spart Kosten durch geringeren Stromverbrauch im Winter.

 

Der Strom sollte vom Dach kommen

 

Es wird dringend empfohlen, die Wärmepumpen mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach zum kombinieren. Solche PV-Anlagen lohnen sich meistens ohnehin, und sie werden wirtschaftlicher je höher der Anteil des eigen verbrauchten Stromes ist. Anders gesprochen: Es können etwa 30 % des Stromverbrauchs der Wärmepumpe durch den günstigen Strom vom eigenen Dach gedeckt werden.


Das Fazit: Kalte Nahwärme ist effektiver

 

Die Energiebilanz zeigt, dass die an das kalte Nahwärmenetz gekoppelten Wärmepumpen für das Beheizen und das passive Kühlen etwa 50 % weniger Strom verbrauchen als die meist übliche Variante mit Außenluft. Die Wärmepumpen sind effizienter, passives Kühlen bereitet einen nahezu kostenfreien Zusatznutzen für Komfort und Klimaschutz, und Treibhausgase werden weniger freigesetzt. Passives Kühlen ist eine Maßnahme zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels, hier insbesondere die steigende Anzahl an Hitzetagen und Tropennächten.

 

Diese Vorteile kommen den Gebäudebewohnern zu Gute. Gerade in Zeiten steigender und nicht kalkulierbarer Stromkosten ist das ein bedeutender Mehrwert. Es macht wirtschaftlich unabhängiger gegen steigende und schwankende Energiebezugskosten.


Grafik kalte Nahwärme


Wärme kommt von der Verbandsgemeinde

 

Die Errichtung und der Betrieb der Wärmepumpe erfolgen durch die Bauleute. Das Erdwärmesondenfeld und das Nahwärmenetz werden durch die Verbandsgemeindewerke Selters (Ww.) gebaut und betrieben. Der Anschluss an das kalte Nahwärmenetz und dessen Nutzung als gute Wärme- und Kältequelle sind verpflichtend und werden beim Grundstückskauf vertraglich geregelt. Dies ist notwendig, um die finanziellen Aufwendungen und die daraus resultierenden wirtschaftlichen Vorteile auf viele Schultern zu verteilen – der Aufbau dieser Infrastruktur kann nur gemeinschaftlich erfolgreich umgesetzt werden. Für den Bau und den Betrieb der Sondenfelder und des kalten Nahwärmenetzes zahlen die Grundstückseigentümer einen einmaligen und wiederkehrende Beiträge an die Verbandsgemeindewerke, wie man das von der Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung auch kennt.

 

Gefördert wird das Projekt über das EFRE-Programm 2014-2020 (Programmteil REACT-EU). Es handelt sich um ein Modell-, Pilot- und Demonstrationsvorhaben zu CO² und Ressourceneinsparung in Kommunen.


Förderung


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